Feldstudien im U-Bahnhof Osloer Straße
Zur Beantwortung wissenschaftlicher Fragestellungen im Forschungsprojekt Orpheus wurden am 25.01.2016 in Abstimmung mit der BVG Feldstudien am Berliner U-Bahnhof Osloer Straße durchgeführt. Diese erfolgten im Rahmen des Arbeitspakets 2.4: Anforderungen an Flucht- und Rettungswege (Resilienz und besondere Nutzergruppen).
Die personal- und materialintensiven Untersuchungen wurden von Team HF in enger Kooperation mit dem Forschungszentrum Jülich vorbereitet und vor Ort unter der Leitung von Team HF gemeinsam durchgeführt. Hierbei unterstützte ebenfalls der Projektpartner Ruhr-Universität Bochum, personell ergänzt durch Studierende aus einem Praxisseminar der Humboldt‐Universität zu Berlin.
Die Studien im Überblick:
1. „Zählungen“
Zur Ermittlung der durchschnittlichen Belegung wurden an den Bahnsteigen und auf der Laden- und Geschäftsebene des U-Bahnhof Osloer Straße alle Personen eine Stunde lang gezählt. Die Zahlen geben Aufschluss über die durchschnittliche Auslastung und Nutzung von Ausgängen und (Fahr)treppen. Neben Alter und Geschlecht der Nutzer des U-Bahnhofs ist insbesondere auch der Anteil „besonderer“ Nutzergruppen von Interesse, z.B. Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung oder Personen, die mit Kleinkindern unterwegs sind.
2. „Orientierung“
Ein zweiter Schwerpunkt war eine Studie zur Identifikation von Einflussfaktoren auf Orientierung. Die Studie dient einem besseren Verständnis von Strategien im menschlichen Navigationsverhalten bzw. der Wegwahl. Hierzu wurden Versuchsteilnehmer mit verbundenen Augen zu einem Ausgangspunkt am Bahnsteig gebracht. Von hier mussten sie alleine einen Weg aus der Station finden. Die gegangene Strecke und die Bewegungen im Raum wurden mit einer Stirnkamera aufgezeichnet. Außerdem wurden die Teilnehmer im Anschluss zu Gründen ihrer Wegwahl mündlich und ergänzend schriftlich befragt.
3. Laborexperiment zur „Lichtlenkung“
Zur Untersuchung der Frage, welche Informationsquellen für Fahrgäste im Notfall hilfreich sein können, wurde eine PC-basierte Studie durchgeführt. Hierbei wurde überprüft, ob Versuchsteilnehmer farbige Lauflichter als Hinweis auf einen sicheren Fluchtweg verstanden und sich in Richtung des Lauflichts lenken ließen. Hierzu wurden animierte Fotos von Entscheidungspunkten im U-Bahnhof gezeigt, von denen jeweils zwei Wege weiter führten. Die Wege wurden mit und ohne Lauflichtern gezeigt, die zusätzlich unterschiedliche Farben hatten. Die Entscheidungen der Teilnehmer und Ihre Antworten auf einige Fragen erlauben auch Rückschlüsse auf Wegwahlpräferenzen.
Insgesamt nahmen an diesem Abend 33 Personen (durchschnittlich rund 25 Jahre, gleicher Anteil weiblich und männlich) an den Versuchen teil, von denen 2 eine körperliche Beeinträchtigung aufwiesen. Weitere Studien, mit Schwerpunkt auf besondere Nutzergruppen sind derzeit in Vorbereitung.